Vom 9. bis 12. Mai werden mehr als 1400 Menschen aus über 60 Ländern an der Velo-city 2023 in Leipzig, Deutschland, teilnehmen. In diesem Jahr werden Lennart Nout, Manager für internationale Strategie, Erik Ooms, Projektentwickler, und Babet Hendriks, Mobilitätsberaterin, auf der Konferenz sprechen und Dagmar Köhler, Strategische Beraterin, wird zwei Sessions moderieren*.
Wir freuen uns darauf, unser niederländisches Fachwissen in Bezug auf Design und Konzepte weiterzugeben und hoffen, einen Beitrag zu den neuesten Innovationen in den Bereichen Radfahren, aktive Mobilität und nachhaltige Stadtentwicklung leisten zu können. Wenn Sie an der Velo-city teilnehmen, kommen sie gerne an unserem gemeinsamen Stand #39 mit der difu vorbei.
*Die Präsentationen sind auf Englisch.
Zusammenarbeit bei der Erstellung eines globalen Programms zum Aufbau von Kapazitäten im Bereich der aktiven Mobilität
Session 6.6: Globale Initiativen für mehr Radverkehr
Sprecher: Lennart Nout
Mittwoch, 10. Mai @14:15-15:45
In dieser Sitzung wird Lennart Nout, Vertreter der Transport Decarbonization Alliance (TDA), ein weltweites Programm zum Aufbau von Kapazitäten vorstellen. Er wird erläutern, wie das Programm funktioniert, was es Städten auf der ganzen Welt bringen kann und wie Experten ihr Interesse an einer Teilnahme bekunden können.
Die TDA ist eine globale Zusammenarbeit zwischen ehrgeizigen Städten, Ländern und Unternehmen, die auf einen emissionsfreien Verkehrssektor im Jahr 2050 hinarbeiten. Mehr Fuß- und Radverkehr ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Mission. Da die TDA immer mehr Investitionen in die aktive Mobilität erwartet, wird ein Mangel an Arbeitskräften deutlich, die qualitativ hochwertige Angebote für die aktive Mobilität bereitstellen können. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde auf der COP27-Konferenz in Ägypten ein Aufruf zum Handeln gestartet. Diese Initiative wird zwei Hauptergebnisse haben. Das erste ist eine jährliche Investition von 10 Mio. $ zur Schulung von 10.000 Verkehrsexperten in den weltweit besten Praktiken für das Gehen und Radfahren. Dadurch wird ein nachhaltiger lokaler Sachverstand zu diesem Thema geschaffen und das Ergebnis von Investitionen verbessert. Zweitens wird die Initiative globale Finanzinstitutionen, die auf der Suche nach umweltfreundlicheren Verkehrsinvestitionen sind, mit ehrgeizigen Städten und Verwaltungen verbinden, die Investoren für ein nachhaltiges Verkehrsprojekt suchen, und so eine Pipeline von Investitionen in aktive Mobilität auf globaler Ebene füllen. Das niederländische Verkehrsministerium unterstützt diesen Aufruf zum Handeln und ist sehr daran interessiert, dieses Projekt zum Aufbau von Kapazitäten und die Entwicklung regionaler Fachzentren zu fördern.
Der Computer sagt nein – Datenfetischismus blockiert die Fahrradwende
Session 10.3: Kein Ziel an sich: Technologien, die das Radfahren beeinflussen
Sprecher: Erik Ooms
Freitag, 12. Mai @9:00-10:00
In Deutschland herrscht ein stark technokratischer und modellorientierter Ansatz. Daten werden als der heilige Gral für die Entscheidungsfindung angesehen und Technologie als Fortschritt und Bestimmung der Zukunft. Ich war in die Welt des Datenfetischismus und des „Computer sagt Nein“ eingetreten.
Daten haben ihre Berechtigung, aber in Deutschland und anderen Ländern konzentrieren sich Daten und Modelle auf Wachstumstrends und nicht auf Verringerungen, wobei selten eine Systemperspektive einbezogen wird, wie die Beziehung zwischen Mobilität und Zersiedelung. Viele der wichtigsten Trends und Hindernisse können nicht einfach gemessen werden und bleiben daher unberücksichtigt, insbesondere in Bezug auf das Verhalten, das für die Radverkehrspolitik von entscheidender Bedeutung ist. Politische Entscheidungsträger betrachten Datenanalyseberichte mit einem hohen Maß an Sicherheit oder interpretieren die Ergebnisse falsch, und der technische Diskurs, der in Daten und Modellen (einschließlich Methoden) verwendet wird, schränkt das Verständnis und die Möglichkeiten zur Diskussion mit Bürgern oder anderen Sektoren ein. Daten und Modelle zeigen die aktuellen und möglichen zukünftigen Trends auf, während sie gleichzeitig radikale normative Alternativen blockieren, und Datenerhebung und Studien tragen tendenziell dazu bei, den Wandel zu verlangsamen, indem sie Zeitfenster verpassen – noch eine Machbarkeitsstudie gefällig? Schließlich, und das ist wichtig, sind die Modelle nicht umfassend genug, um verschiedene gesellschaftliche Gruppen zu berücksichtigen.
Förderung einer gerechten Mobilitätsstrategie: Nutzung des Mobility-Doughnut-Konzepts in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren
Session 11.2: Perspektivenwechsel zur Entwicklung einer Vision
Sprecherin: Babet Hendriks
Freitag, 12. Mai @10:15-11:15
Für wen und warum arbeiten wir an unserem Mobilitätssystem? Viele Mobilitäts- oder Stadtplaner scheinen – oft unbewusst – davon auszugehen, dass die Welt von morgen schnelleres Reisen ermöglichen und größere Entfernungen überbrücken sollte. So funktioniert auch die gegenwärtige Strategie: einen besseren Verkehrsfluss auf den Hauptverkehrsstraßen zu gewährleisten und Engpässe zu beseitigen. Dieser Ansatz ist, wie wir alle wissen und erleben, an seine Grenzen gestoßen. Deshalb haben wir eine neue Perspektive für das Mobilitätssystem entwickelt: den Mobility Doughnut.Der Mobility Doughnut misst die Auswirkungen der Mobilität auf die Gesellschaft und die Umwelt und trägt dazu bei, die Bedürfnisse aller zu erfüllen, ohne die Grenzen unseres Planeten zu erreichen.
Bei Mobycon haben wir eine Mobility-Doughnut-Methode entwickelt, um mit lokalen Akteuren zusammenzuarbeiten. Die Methode unterstützt lokale Akteure dabei, sich ein Bild von der Zukunft ihres Lebensumfelds zu machen. Das Mobility-Doughnut-Konzept steht im Mittelpunkt jeder Sitzung, die sich von der Problemanalyse (die aktuelle Mobility-Doughnut-Bilanz) bis hin zu der Frage erstreckt, in welcher Art von Lebensumfeld wir leben möchten (die angestrebte Mobility-Doughnut-Bilanz). Dies hilft bei der Entwicklung von Maßnahmen, die eine gerechte Umwelt begünstigen, wobei Maßnahmen für die aktive Mobilität und die Neuzuweisung von Flächen Vorrang haben.
Wir möchten andere Kollegen ermutigen, den Mobility-Doughnut-Rahmen zu nutzen und anzuwenden, indem wir in einem Workshop zeigen, wie er funktioniert.
Des Weiteren wird Dagmar Köhler auf der Velo-City 2022 zwei Sessions moderieren in der jeweils fünf Experten einen Einblick in die Themen aus deren Sichtweise präsentieren.
Session 4.1: Voneinander lernen: Der Stand der Kenntnisse über den Aufbau von Kapazitäten und den Wissenstransfer
Moderatorin: Dagmar Köhler
Mittwoch, 10. Mai @10:45-11:45
Ein wesentlicher Faktor für die optimale Förderung des Potenzials des Radverkehrs sind professionelle Kapazitäten – von der Entscheidungsfindung bis zur Umsetzung. Wie lernen Experten aus der Praxis voneinander, um bewährte Verfahren zu übernehmen und dieselben Fehler zu vermeiden? Wie erhalten sie Zugang zu Forschungsergebnissen, und wie fließen neue Erkenntnisse tatsächlich in die Praxis, in Gestaltungsrichtlinien und in die Entscheidungsfindung ein? Wie können Politiker und Entscheidungsträger am besten angesprochen werden, damit sie die Rolle des Radverkehrs verstehen und die notwendigen Entscheidungen treffen, um deren Potenzial zu nutzen? Diese Sitzung wirft einen Blick in die Teeküche auf der Suche nach den Rezepten, die nötig sind, um die erforderlichen Kapazitäten aufzubauen.
Session 8.4: Aufbau einer gemeinsamen Mentalität im Umgang mit „Bikelash“
Moderatorin: Dagmar Köhler
Freitag, 12. Mai @12:00-13:00
Neben der wachsenden Unterstützung für den Radverkehr gibt es eine laute Minderheit, die die Privilegien des Autos verteidigt, wenn Städte mutige Maßnahmen ergreifen. Wie können wir mit dem Streit um den öffentlichen Raum umgehen? Sollten wir diesen Stimmen entgegentreten oder können wir ein gemeinsames Verständnis schaffen und sie für den Übergang zu lebenswerteren Räumen begeistern? Diese Sitzung wird uns durch Kanada, Georgien, Belgien, Brasilien und Rumänien führen und uns zum Nachdenken darüber anregen, wie die verschiedenen Herausforderungen bewältigt werden können.